Dazu gab es dann auch direkt die erste Gelegenheit. Elf Workshops standen zur Auswahl, von Restekochen bis zur Erstellung von Podcasts, von Arbeitsbedingungen in der Orangensaftindustrie bis hin zu der Auseinandersetzung mit der Frage nach dem guten Leben, war für jeden Geschmack etwas dabei.
Einer der Workshops beschäftigte sich mit Upcycling. JedeR Deutsche verbraucht im Schnitt ungefähr 450 kg Müll pro Jahr. Ein Großteil davon besteht aus Verpackungen, deren Lebensdauer auf den Weg vom Supermarkt bis zu uns nach Hause begrenzt ist. Die Idee des Workshops: „Aus alt mach neu!“. Dingen, die schnell auf den Müll wandern, wurde neues Leben eingehaucht. Schnell sahen die TeilnehmerInnen die vermeintlichen Müllberge auf den Tischen mit anderen Augen: Ohrringe aus Kronkorken, Geldbörsen aus Tetrapacks und sogar Armreife aus Gabeln wurden unter Anleitung von Isabell Braunger gebastelt – der Kreativität der TeilnehmerInnen waren keine Grenzen gesetzt.
Während der Mittagspause gab es dann die Möglichkeit, sich auf einem „Markt der Möglichkeiten“ über die Christlichen Initiative Romero, Plant for the Planet, den BDKJ und andere Organisationen zu informieren. Nach einem kurzen Mittagsimpuls in der Kapelle wurde die zweite Workshoprunde eingeläutet.
Auch der Workshop „Jetzt fordern wir!“ von Daniel Kim Hügel (CIR) und Susanne Rauh (BDKJ), der die Beschaffung der öffentlichen Hand und der kirchlichen Einrichtungen thematisierte, war ein großer Erfolg. Die TeilnehmerInnen sollten sich zunächst selbst in die Rolle eines Bürgermeisters/ einer Bürgermeisterin hineinversetzen, die/der öko-fairer Beschaffung kritisch gegenübersteht. Im Umkehrschluss wurde dann versucht, mit stichhaltigen Argumenten den/die Bürgermeister(in) vom Gegenteil zu überzeugen. Rechtfertigungen wie „Wer soll das denn bezahlen?“ und „Da gehen uns aber eine Menge Arbeitsplätze verloren“ bis hin zu Phrasen wie „Wir machen das aber schon immer so“ konnten schnell entkräftet werden. Daraus wurden konkrete Forderungen abgeleitet, welche die engagierten TeilnehmerInnen an die Politik und Wirtschaft stellen. Damit diese Forderungen nicht ungehört bleiben, wurden sie direkt auf Video aufgenommen und einen Tag später auf dem Berliner Zukunftsforum präsentiert. „Es ist ein tolles Gefühl zu wissen, dass unsere Ideen nicht einfach in der Luft hängen bleiben, sondern an die herangetragen werden, die sie erreichen sollen! Das motiviert wirklich zum Weitermachen“ bemerkte eine begeisterte Teilnehmerin im Anschluss an den Workshop.
Doch was genau können Politik, Wirtschaft und Kirche dazu beitragen, die Welt zu fairändern?
Diese Frage war auch Thema der Podiumsdiskussion am Abend, durch die Anke Bruns vom WDR führte. Für Michael Wedell vom Handelskonzern Metro Group liegt die Verantwortung ganz klar bei den Konsumierenden: „Wenn faire Produkte eingefordert werden, dann bieten wir diese auch an.“ Ursula Groden-Kranich (MdB für die CDU) stimmte ihm dabei zu: „Die Frage ist, wo kaufen wir? Beim Biobauer oder beim Discounter? Es liegt an jedem einzelnen“. Richard Grünewald argumentierte dagegen, dass die Politik mit dem Einkaufskorb längst nicht mehr ausreiche. Er forderte Konsequenzen auf politischer Ebene und betonte die Priorität der Handlung gegenüber den Debatten: „Wir können nicht noch 50 Jahre so weiter diskutieren“, erläuterte er.
Die KongressteilnehmerInnen selbst wurden ebenfalls in die Diskussion eingebunden, konnten Fragen stellen und Forderungen einbringen. Dadurch ergab sich eine spannende Debatte, die von ökologischem Essen in Schulkantinen bis hin zum Freihandelsabkommen TTIP reichte. Weihbischof Thomas Maria Renz aus dem Bistum Rottenburg-Stuttgart lobte zum Schluss das Engagement, gerade der Jugendlichen, hinsichtlich ethischen Konsums und einer verantwortungsvollen Lebensweise. „Die Jugendverbände sind in diesem Bereich den Erwachsenen Schritte voraus und haben Vorbildcharakter“, so Renz.
Nach diesem passenden Schlusswort wurde das gelungene Projekt „Werde Weltfairänderer“ vom BDKJ durch die Standortinitiative „Deutschland – Land der Ideen“ ausgezeichnet. „Werde Weltfairänderer“ wird als Projektwoche an Schulen durchgeführt und beinhaltet Aktivitäten und Workshops zum Thema Nachhaltigkeit in all seinen Dimensionen.
Gut gelaunt und motiviert ging es danach weiter im Programm. Nach dem Abendessen erwartete die TeilnehmerInnen eine Kleidertauschparty. Mitgebrachte Kleider und Accessoires konnten bei guter Musik und Partystimmung getauscht werden und so manch eineR entdeckte ein neues Lieblingsstück. Konsumkritisches Verhalten hat also nicht unbedingt etwas mit Verzicht, sondern vor allem mit jeder Menge Spaß und Kreativität zu tun, das wurde allen klar.
Am Sonntagmorgen wurde der WELTfairÄNDER-Kongress dann mit einem Abschlussgottesdienst abgerundet und die TeilnehmerInnen machten sich auf den Weg nach Hause. Das kreative Engagement und die Motivation, die Welt gemeinsam nachhaltiger zu gestalten, werden alle TeilnehmerInnen jedoch hoffentlich noch lange begleiten. Auf dem Kongress wurde eins deutlich: Auch wenn es sich oft anfühlt wie ein Tropfen auf den heißen Stein, es lohnt sich, anzufangen! Gemeinsam können wir viel #fairaendern!