
"Zu teuer, zu unpraktisch, zu aufwendig…“ - wer kennt sie nicht die Standardphrasen, warum es nicht gehen soll, kritischer und verantwortungsvoller zu konsumieren. Zu den zehn meist genannten Gründen, warum ethischer Konsum in Haus A und Gemeinde B nicht funktionieren wird, haben wir Gegenargumente gesammelt. Für euer Vorhaben, sie dennoch von ethischem Konsum zu überzeugen findet Ihr zu den zehn meist genannten Gründen Gegenargumente mit ausführlicheren Erläuterungen und ergänzenden Beispielen.
Im Fächerflyer „Überzeugt fair!“ findet ihr die Argumente in aller Kürze als Gedächtnisstütze im Gespräch mit Institutionen und Politik.
Bevor es losgeht: Danke, dass ihr euch dafür einsetzt, andere Menschen, Einrichtungen und Organisationen von verantwortungsvollem Konsum zu überzeugen!
Krankenhäuser, Kindergärten, Verwaltungen, Ministerien – öffentliche und kirchliche Einrichtungen sind wahre Großeinkäufer. Allein die Kommunen in Deutschland geben jährlich ca. 400 Milliarden Euro für Güter und Dienstleistungen aus. Bei kirchlichen Einrichtungen sind es immerhin 60 Milliarden! Diese Einkaufsriesen könnten entscheidende Schritte gehen mit dem Ziel, die Situation der Arbeiter/-innen in Ländern des Globalen Südens zu verbessern. Um dieses große Potential des kommunalen und kirchlichen Einkaufs besser auszuschöpfen braucht es viele gute Argumente und vor allem Leute wie Euch, die informieren, fordern, Druck aufbauen!
Unser Tipp: Bevor ihr euch in einen Schlagabtausch der Argumente begebt, schafft zunächst eine gute Grundlage. Erklärt, warum euch das Thema wichtig ist. Faires Konsumverhalten sehen wir als einen Beitrag für mehr Gerechtigkeit und weltweite Chancengleichheit. Warum sollten wir leben, als gäbe es kein Morgen, keine Ausbeutung und keine Verlierer/-innen der Globalisierung? Es ist unsere Verantwortung, sorgsam mit den Lebensgrundlagen umzugehen, die uns geschenkt wurden sowie mit unseren Mitmenschen entlang der gesamten Wertschöpfungskette von Produkten. Stellt sicher, dass euer/e Gesprächspartner/-innen eure positive Grundhaltung und eure Anliegen ernst nehmen, bevor Ihr versucht, ein Argument nach dem anderen zu entkräften. Macht auch klar, dass jeder erste Schritt zählt und dass viele kleine Veränderungen in Summe Großes bewirken können.
Ethischer Konsum ist kein Gesetzbuch, was erlaubt ist und was verboten, sondern es geht darum, Konsumgewohnheiten kritisch zu hinterfragen und an ökologischen und sozialen Gesichtspunkten auszurichten – sowohl die eigenen als auch die von Institutionen und Politik.
Ihr habt weitere gute Argumente oder gute Beispiele? Immer her damit! E-Mail
Wir wünschen Euch Erfolg und Durchhaltevermögen auf dem Weg zu ethisch konsumierenden Institutionen!
Fair produzierte und ökologische Lebensmittel oder Kleidung sind in der Tat teurer als viele andere Produkte, das stimmt. Und selbstverständlich gibt es Menschen, die gezwungen sind, sich auf das Lebensnotwendige zu beschränken. Für sehr viele Menschen in Deutschland ist es dagegen selbstverständlich, für Computer, Handy, Auto oder Partys eine ganze Menge Geld in die Hand nehmen. Der Extra-Cent, um menschenwürdige Arbeitsbedingungen und faire Löhne oder umweltfreundliche Produktion zu garantieren, ist uns aber oft zu viel.
Einkaufen ist eine Sache der Prioritätensetzung. Indem ich für fair gehandelte Schokolade, Kaffee oder regionales Gemüse einen Euro mehr ausgebe, unterstütze ich die Produktionsweise, die ich für unterstützenswert halte. Ich zeige mich solidarisch und wälze die Kosten nicht auf andere ab. Dafür kaufe ich dann von Schokolade, Kaffee oder Fleisch nur so viel, wie ich wirklich brauche.
Dies gilt nicht auch oder gerade für die Arbeit in Verbänden, Pfarrgruppen, Gemeindeverwaltungen, Ministerien etc. Ethischer Konsum setzt ein Zeichen der Nächstenliebe und Solidarität. Wir sollten nicht alles und alles günstig haben wollen und dafür menschenverachtende Arbeits- und Lebensbedingungen in Kauf nehmen. Auch wenn die Mittel begrenzt sind, ist es wichtig, einen Anfangspunkt, damit Prioritäten zu setzen und sich für das Faire entscheiden.
Dass beispielsweise eine öko-faire Sitzung je nach Prioritätensetzung nicht unbedingt mehr kosten muss, zeigt ein Rechenbeispiel:
Sitzung mit 8 Personen nach ökofairen Kriterien | Sitzung mit 8 Personen „früher“ | ||
2 Kannen Fairer Kaffee (gebrüht nach Bedarf) | 2,15 | 3 Kannen Kaffee (vom Discounter. Rest wurde weggeschüttet) | 1,20 |
3 Karaffen Leitungswasser | 0 | 8 Fläschchen Mineralwasser (0,25l) | 4,16 |
1x Mineralwasser (1l) | 0,56 | 8 Fläschchen Apfel-/Orangensaft (0,2l) | 4,32 |
1x fairen Orangensaft (1 Liter) | 1,79 | Keksmischung (500g) | 6,99 |
1 Päckchen faire Kekse (125g) | 1,89 |
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Saisonales Obst (Bio) | 3,50 |
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Gesamt: | 9,89 | Gesamt: | 16,67 |
Alle Werte sind Durchschnittsangaben und dienen ausschließlich der Veranschaulichung.
Der faire Handel und öko-faire Beschaffung sind ein Instrument, um weltweite Gerechtigkeit, Frieden und Solidarität der Menschen zu erreichen. Häufig spenden wir als Kirchengemeinde, Verband oder Verein an Projekte und wohltätige Zwecke in die Länder des Südens. Der faire Handel ermöglicht über die punktuelle Unterstützung hinaus strukturell zu helfen und Arbeits-, sowie Lebensbedingungen auf Dauer zu verbessern. Mit einer fairen Beschaffung und indem wir nicht auf die preiswertesten Produkte zurückgreifen, sondern durch unseren Konsum die Menschen vor Ort strukturell am Welthandel teilhaben lassen, schaffen wir einen echten und stetigen Mehrwert für die Bäuerinnen und Bauern sowie die Produzentinnen und Produzenten. Die dadurch unterstütze Hilfe zur Selbsthilfe ist ein wirksames Instrument zur Armutsbekämpfung in der Einen Welt, über Spenden sowie punktuelle Unterstützung hinaus.
Wie vielseitig der „höhere Preis“ wirkt, zeigt dieses Beispiel:
Mahmoud Wesam ist stellvertretender Geschäftsführer der Kooperative Magrabi in Noubaria, Ägypten. Die Kooperative umfasst ca. 3.700 ha, verteilt auf sechs Farmen. Sie liegt zwischen Kairo und Alexandria und beschäftigt neben den 4.000 festangestellten MitarbeiterInnen auch ca. 3.000 Saisonkräfte. „Unser Ziel ist es nicht nur, die Lebensbedingungen unserer Arbeiter zu verbessern. Wir möchten auch die Gegebenheiten unserer Region positiv verändern.“ (…) „Die FAIRTRADE-Zertifizierung ermöglichte unserer Kooperative den Sprung von guten zu sehr guten Arbeits- und Produktionsbedingungen.“ Inzwischen konnte die Kooperative die Klinik sogar so weit ausbauen, dass kleinere Operationen vor Ort möglich sind. In der Klinik werden nicht nur Magrabi-MitarbeiterInnen behandelt, hier erhalten die Bewohner der gesamten Umgebung Noubarias medizinische Unterstützung. Vier Krankenschwestern ermöglichen Behandlungen rund um die Uhr. Besonders wichtig ist der neue, durch FAIRTRADE-Prämien angeschaffte Krankenwagen, der PatientInnen schnell und sicher zur Kooperative oder auch in das nächstgelegene Krankenhaus transportiert.(…) „Durch die Erweiterung der Kindertagesstätte sind immer mehr Frauen in der Lage, einer Lohnarbeit nachzugehen und so ihre Familien zu unterstützen.“
(fairtrade.at)
Die Potenzierung der Extra-Cents zeigt dieser Kurzfilm: „Mehr als Du denkst“ von Laura Kaluza
Ein weiteres Argument: Wenn wir hier für Produkte weniger zahlen, weil sie in den Produktionsländern mit dem Einsatz zahlreicher Chemikalien, z.B. Unkrautbekämpfungsmitteln, entstanden sind – dann zahlen wir nur einen Teil der Rechnung. Wir zahlen nicht für die Belastung der Böden, des Grundwassers, die gesundheitlichen Schäden der Arbeitenden in den Plantagen, die den Giften ausgesetzt sind usw. Die Umstellung auf ökologischen Landbau und ökologische Produktionsbedingungen leistet einen nachhaltigen und langfristigen Beitrag zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen der Produzierenden, beispielsweise weil sie nicht mehr mit giftigen Chemikalien in Berührung kommen.
Was auf der Rechnung unserer Produkte und unseres Lebensstils eigentlich stehen müsste, zeigen diese beiden Filmclips:
- „Die Rechnung“ von Germanwatch und „Die Rechnung“ von David Stumpp
Viele Menschen assoziieren mit dem Fairen Handel einen fairen Preis und mit „Bio“ unbedenklich Produktionsbedingungen. Und doch werden gerade diese Merkmale hinterfragt. Um beispielsweise das Fair Trade-Siegel zu erhalten, müssen bestimmte Standards erfüllt werden. Diese beinhalten sowohl soziale Kriterien (z.B. demokratische Strukturen und Partizipation) als auch ökologische (beispielsweise der Ausschluss von Gentechnik oder zahlreicher Pestizide – insbesondere bei Bio-Produkten). Der Faire Handel bietet für die Produzierenden Sicherheit durch langfristige Verträge und die Vorfinanzierung von Produkten. Der vertraglich vereinbarte Mindestpreis – unabhängig von den Schwankungen des Preises auf dem Weltmarkt – garantiert, dass die Kosten für die nachhaltige Anbauweise abgedeckt sind. Zusätzlich erhalten die Produzierenden-Organisationen eine Fairtrade-Prämie für Gemeinschafts-Projekte. Über die Verwendung er Prämien entscheiden die Produzierenden gemeinschaftlich. Im Gegensatz zum herkömmlichen Handel ist der Faire Handel eine Form des Dialogs und die Produzierenden stehen im Vordergrund.
Auch die Einhaltung der Kriterien für Bio-Siegel (- sei es Bioland, Demeter, EU-Bio-Siegel etc.) werden streng überwacht. Giftige Substanzen, Pestizide oder gentechnisch veränderte Organismen sind ausgeschlossen – für uns Endverbraucher/-innen, aber auch für die Menschen, die entlang der Wertschöpfungskette mit den Produkten in Berührung kommen.
Wer bekommt was? Wir kennen den berühmten „Knopf“, der anteilsmäßig bei den Näherinnen eines Hemdes hängen bleibt. Aber wie sehen die Gewinn-Anteile bei fairen Unternehmen aus? Wie die Gewinn-Anteile entlang der Wertschöpfungskette verteilt sind, zeigt zum Beispiel die GEPA anhand einer Tafel Vollmilch Schokolade:
Quelle: gepa. Die gesamte Musterkalkulation hier.
Immer mehr kleine Start-up-Unternehmen versuchen, transparent nachhaltig und fair zu produzieren. Sie sagen genau, wo welcher Verarbeitungsschritt stattfindet und wer davon profitiert.
Beispielsweise „Frei von“: Ein junges Team, welches nachhaltige, in Deutschland produzierte und vegane Schuhe herstellen will.
Oder: Die Faire Kette von „Göttin des Glücks“.
Jedes öko-faire Produkt das verkauft wird, ermöglicht den Produzentinnen und Produzenten vor Ort mehr Umsatz. Damit hilft jedes verkaufte öko-faire Produkt, die Arbeitsbedingungen zu verbessern, die Arbeitsplätze zu sichern und Wohlstand zu erarbeiten. Deshalb lohnt sich in jedem Fall auch die Organisation eines öko-fairen Standes z.B. nach dem Gottesdienst, beim Pfarrfest oder bei Veranstaltungen sowie die Bestellung für Sitzungen und Konferenzen. Zusätzlich zum ökonomischen Argument leistet öko-faire Beschaffung auch einen Beitrag zur Bewusstseinsbildung, zum Beispiel der Gäste in Jugendbildungsstätten oder der Teilnehmenden bei Veranstaltungen. Sie erleben, dass öko-faire Beschaffung möglich ist und machen es nach. Ein Schneeballeffekt kommt in Gang.
Zurück zum Aufwand: Auch konventionelle Produkte müssen beschafft werden. In Zeiten des Online-Shoppings ist es viel leichter geworden, öko-faire Angebote auf entsprechenden Webseiten und Katalogen gebündelt zu finden. Bei regelmäßiger Bestellung gewähren viele Firmen Rabatte für Gruppen, z.B. Großkundenrabatte der GEPA oder der Memo AG.
Der Weltladen in der Nähe ist sicherlich bereit die Waren auf Kommission zu verkaufen. Sollten dann Produkte in großen Mengen übrig sein, so entstehen keine Kosten. Die restlichen Produkte könnten auch einfach beim nächsten der nächsten Gruppenstunde oder Sitzung zum Selbstkostenpreis verkauft werden.
Wie soll das praktisch gehen? In Jugendbildungsstätten muss sehr viel eingekauft und beschafft werden. Hausleitungen haben uns folgende gute Erfahrungen und Einschätzungen mit auf den Weg gegeben: Lukas Hartmann, Leiter des Jugendhauses St.Kilian in Miltenberg (Diözese Würzburg) erzählt:
„Als Jugendbildungshaus auf faire, regionale und saisonale Produkte zu setzen lohnt sich in vielerlei Hinsicht: Für die Produzierenden weltweit, für die regionalen Erzeuger vor Ort sowie für unsere Gäste selbst. Als Tagungshaus sind wir Vorbild, wir können unsere Beschaffungsmöglichkeiten größtenteils selber gestalten. Und als Jugendbildungshaus haben wir den Anspruch, die Idee des fairen Handels durch Bildungsangebote weiter zu tragen und Hintergrundinformationen zu Produktionsbedingungen von lokalen und weltweiten Lebensmittel zu vermitteln. Dies wirkt bei den Gästen und kann dann als Impuls in das eigene private oder schulische bzw. berufliche Umfeld mitgenommen werden. Wir setzen im Haus auf den bistumseigenen Würzburger Partnerkaffee sowie auf Tee, Kaba oder Schokolade von GEPA. Wir versuchen auch möglichst viele frische Lebensmittel vom Bäcker, Metzger oder Gemüsehändler um die Ecke zu besorgen, weil das Jugendhaus St. Kilian in der Region Miltenberg beheimatet ist und dies soll auch beim Essen zum Ausdruck kommen.“
Das komplette Interview mit Lukas Hartmann und anderen VerantwortungsträgerInnen findet Ihr hier.
Über Geschmack lässt sich bekanntlich streiten. Unstrittig ist aber, dass zumindest höhere ökologische Standards auch höhere Qualität der Lebensmittel bedeuten. Es mag noch das ein oder andere Klischee von Kaffee oder Tee vorherrschen, der nicht praktikabel für große Mengen oder bestimmte Zubereitungsformen ist. Dies lässt sich aber leicht widerlegen. Am besten kann man das durch Tests und Blindverköstigungen beweisen. Das macht außerdem auch noch Spaß und kann gut vor oder nach einer Sitzung oder in einer Gruppenstunde eingebaut werden.
Manch öko-faires Gericht schmeckt vielleicht anders und erstmal ungewohnt. Wenn es gut gemacht ist, schmecken vegetarische oder sogar vegane Gerichte jedem Fleischfan!
Ein weiterer Vorteil ergibt sich bei saisonalen Produkten: Sie sind nicht immer zu haben, daher was Besonderes und sie sind meist deutlich günstiger als importierte Nicht-Saison-Waren.
Unser Tipp: Ausprobieren!
Wer konsequent saisonal kocht, wird ganz sicher Neues und Überraschendes entdecken! Probiert es einfach aus!
Saison-Kalender - Entdecke die Vielfalt!
www.umweltberatung.at/rezepte-der-saison-kochen-mit-genuss und als Pdf.
Der BDKJ Rottenburg-Stuttgart hat ein Kochbuch herausgebracht, welches saisonal-regionale Gerichte vorstellt. Selbstverständlich finden sich darin noch viele leere Seiten – darin kann man die eigenen Kreationen festhalten. Bestellen oder downloaden hier.
Die Vorstellung, faire Klamotten wären mit Jutesäcken gleichzusetzen ist schon lange passé. In den letzten Jahren haben sich viele kleine Labels gegründet, junge Designer haben sich der grünen, sozial und ökologisch fair produzierten Mode verschrieben. Das Ergebnis ist natürlich Geschmackssache. Aber da sich die Auswahl in den letzten Jahren um ein Vielfaches ausgeweitet hat, ist für fast jede Stilrichtung etwas dabei. Über Klamotten hinaus haben sich Produktpaletten – ob in Lebensmittelbereich oder im Kunsthandwerk – enorm erweitert, sind origineller und „stylischer“ geworden. Weltläden heute sind ein ästhetisches Einkaufserlebnis. Sie laden dazu ein, schöne Geschenke, hochwertigen Kaffee oder vieles andere zu kaufen. Öko-faire Produkte sind in der Regel die langlebigeren und qualitativ hochwertigeren. Fairness ist chic, innovativ und dynamisch und so sollte man sie auch als Einrichtung oder Verband präsentieren.
Einige positive Beispiele
- Jährlich im Herbst findet Europas größte Fair-Kleidungs-Messe in Linz statt: www.wearfair.at.
- Selbst auf der Fashion Week in Berlin gibt es mittlerweile einen eigenen „grünen“ Bereich.
- Mittlerweile gibt es eine Vielzahl von Designern, die sich öko-fairer Mode verschrieben haben. Zahlreiche Label sollen „Fairness“ entlang der Lieferkette belegen.
- Z.B. Emma Watson mit der new FairTrade clothing line .
- Einen Wegweiser durch den Label Dschungel bietet die Christliche Initiative Romero.
Während viele zumindest schon einmal gehört haben, dass es Klamotten auch nachhaltig, öko-fair gibt, so gibt es auch coole Produkte, die man nicht direkt mit „öko“ oder „fair“ in Verbindung bringen würde, zum Beispiel (-die genannten stehen wirklich nur stellvertretend, die Liste ist beliebig erweiterbar!!!)
- FAIRPHONE: Das erste (fast) faire Smartphone: www.fairphone.com.
- Taschen für Smartphone, Tablet, Laptop.
- Schmuck: Ketten aus Recycling-Material, Ohrringe aus fairem Silber.
- Nachhaltige, in Deutschland hergestellte, vegane Schuhe: www.freivon-schuhe.de.
Ethischer Konsum bedeutet nicht zwingend, nur Fairtrade oder 100% Öko-Produkte einzukaufen. Ethischer Konsum meint, sich mit dem eigenen Konsum oder dem der Jugendgruppe, Pfarrgemeinschaft etc. kritisch auseinanderzusetzen und diesen zu überdenken. Ein Ergebnis dieser Auseinandersetzung kann durchaus die Entscheidung sein, vorzugsweise regional produzierte Produkte einzukaufen und damit die Produzierenden vor Ort zu unterstützen oder auch mal: gar nichts kaufen!
Lokale Produkte und Fairtrade schließen sich nicht gegenseitig aus, sondern sind vielmehr als Ergänzung zu verstehen. Der Fokus von Fairtrade liegt auf tropischen Agrarprodukten wie Kaffee, Tee oder Bananen. Fair gehandelte Wein aus Südafrika ist zum Beispiel aus fair gehandelten Trauben hergestellt, aber er hat eine weite Reise hinter sich. Für Honig aus Lateinamerika gilt dasselbe, doch unsere Nachfrage in Deutschland übersteigt die deutsche Produktion, so dass wir auf Importe „angewiesen“ sind. Wenn schon importieren, dann auch fair gehandelt.
In jedem Fall lohnt sich bei der Entscheidung, ob Fairtrade, regional oder Bio ein Blick auf die Ökobilanz der Produkte.
Wie unterschiedlich die Klimabilanz von Produkten je nach Saison, Herkunft und Anbauweise sein kann, zeigt der Vergleich des CO2-Ausstoßes von Tomaten:
Für welche Tomaten würdet ihr euch entscheiden?
Ein Siegel, ein Gütekriterium oder Label, ist eine Auszeichnung, mit der man als Hersteller ein Produkt dann kennzeichnen darf, wenn es bestimmte Kriterien einhält. Die meisten Siegel und Gütekriterien beziehen sich direkt auf das Produkt, beispielsweise: Fairtrade-Siegel, Blauer Engel, Energy Star oder das europäische Bio-Siegel. Die Kriterien, die hinter einem Siegel stehen, sind sehr unterschiedlich. Insofern stehen unterschiedliche Siegel für unterschiedliche Dinge. Die Schwierigkeit ist also weniger, zu vertrauen, dass ein Siegel wirklich die Kriterien einhält, sondern zu wissen oder nachzuforschen, für welche Kriterien welches Siegel steht.
Fairtrade zertifizierte und von GEPA geführte Produkte unterstehen regelmäßigen externen Kontrollen. Das Zertifizierungsunternehmen FLO-Cert ist regelmäßig mit sogenannten Auditoren zur Überprüfung und Weiterentwicklung von Standards vor Ort. Mit jedem fairen Produkt wird eine Prämie für die Bauern erwirtschaftet, fairer Lohn bezahlt, demokratische Strukturen gefördert und gewährleistet, dass die Produzierenden auch von dem leben können, was sie erarbeiten. Die Siegel und Zertifizierungen aller Art dienen als Orientierung und Richtmarke für Konsumierende. Das heißt aber nicht, dass man sich nicht mit den dahinterliegenden Kriterien und Inhalten beschäftigen braucht. Jeder Organisation und Siegel sollte sich Euren Fragen stellen und diese auch beantworten können.
Will man beispielsweise Büromaterialien möglichst nachhaltig einkaufen, sind insbesondere ökologische Kriterien relevant.
Hier ein Beispiel: Das Umweltzeichen „Der Blaue Engel“ wird nicht leichtfertig vergeben. Das zeigen die Checklisten und Kriterien, die für Recyclingpapier mit dem Blauem Engel erfüllt sein müssen: Mehr Infos hier.
Eine gute Adresse für rundum ökologische Bestellungen ist beispielsweise die unterfränkische MEMO AG. Dort finden Einkäufer/-innen in großen und kleinen Mengen alles: vom Kugelschreiber bis zum Toilettenpapier.
Lost im Label-Dschungel? – Hier gibt es Orientierung:
- Was für unterschiedliche Siegel gibt es und was sagen sie aus? Orientierung im Bereich Mode durch die Christlichen Initiative Romero hier.
- Portal mit Informationen und Bewertungen von Labeln in Deutschland hier.
- “What is a sustainable standard?“: Lernvideo von ISEAL hier.
Stimmt. Mit fairer Schokolade allein ist der weltweite Handel noch nicht strukturell verbessert. Aber wenn nur noch fair gehandelte Schokolade nachgefragt und verkauft werden würde und dann auch noch fair gehandelter Tee und Kaffee und, und, und..“
Die Umstellung auf ein fair gehandeltes Produkt ist immerhin ein Anfang. Hat sich eine Institution in einem Bereich an die faire Alternative gewöhnt, ist es schon leichter, weitere faire Produkte durchzusetzen. Wichtig ist natürlich, dass man sich nicht auf den Lorbeeren ausruht und denkt, jetzt müsste man nichts mehr tun für weltweite Gerechtigkeit. Es gibt viele Weisen, sich zu engagieren und seinen politischen Willen auszudrücken, sei es durch Petitionen, bei Kampagnen, Demos, öffentlichen Aktionen. Fairness in allen Bereichen ist wichtig. Faire Schokolade ist wirklich nur ein erster Schritt, der so gar nicht wehtut. Dass Schokolade allein nicht ausreicht ist kein Argument, nicht mit dem Umstellen auf faire Schokolade hier und heute anzufangen.
Nicht nur das Kaufen an sich ist uns bei ethischem Konsum wichtig, sondern auch, was wir dadurch anstoßen. Jeder kleine Schritt ist ein Anfang.
Im Netzwerk I SHOP FAIR haben wir ethischer Konsum so definiert: Ethischer Konsum ist Teil eines nachhaltigen Lebensstils. Ethisch Konsumierende sind sich bewusst über die unterschiedlichen sozialen und ökologischen Auswirkungen, die Produkte bzw. deren Herstellung haben. Diese sozialen und ökologischen Auswirkungen stellen ein wichtiges Entscheidungskriterium in ihrer Kaufentscheidung dar. Ethischer Konsum bedeutet daher, sich bewusst für ein Produkt oder eine Leistung zu entscheiden die, die mann/frau selbst als sozial bzw. ökologisch nachhaltig einschätzt.
Das Konzept des Ethischen Konsums geht jedoch über die bewusste Kaufentscheidung hinaus und findet nicht nur im Geschäft oder Supermarkt statt. Ethisch Konsumieren bedeutet aktiv Verantwortung zu übernehmen und Unternehmen gegenüber die Einhaltung von sozialen und ökologischen Standards einzufordern. Dies kann auf verschiedene Art und Weise passieren – z.B. Aktionen von Netzwerkgruppen oder Urgent Actions etc. KonsumentInnen werden dadurch zum Motor für Veränderung – das Bild von der/dem passiven KonsumentIn als reine/r EndverbraucherIn gehört somit der Vergangenheit an.
Ethischer Konsum bedeutet daher, Verantwortung zu übernehmen und aktiv an der Veränderung zu einer sozial gerechteren sowie nachhaltigeren Wirtschaft mitzuwirken. Im Mittelpunkt des Netzwerks steht der Aspekt der sozialen Gerechtigkeit. ...
Die Kampagne „Make chocolat fair“: Mit Schokolade anfangen… und große Veränderungen fordern.
Make Chocolate Fair! ist eine europäische Kampagne, die sich für bessere Arbeits- und Lebensbedingungen von Kakaobauern und -bäuerinnen einsetzt und das Ende ausbeuterischer Kinderarbeit fordert. Darüber hinaus macht sich das Kampagnenbündnis für eine nachhaltige und diversifizierte Landwirtschaft stark, die die Umwelt schützt und gleichzeitig dazu beiträgt, die Einkommenssituation der Kakaobauern und -bäuerinnen zu verbessern. Die Kampagne macht darauf aufmerksam: Schokolade hat einen bitteren Beigeschmack: Während die Nachfrage kontinuierlich steigt, leben Millionen von Kakaobäuerinnen und -bauern mit ihren Familien am Rande der Existenz. Auf der anderen Seite beherrscht eine Handvoll großer Unternehmen den weltweiten Kakao- und Schokoladenmarkt und streicht hohe Profite ein.
Die Kampagne fordert einen fairen Handel sowie Sozial- und Umweltstandards entlang der gesamten Wertschöpfungskette von Schokoladenunternehmen ein. Bis zum Sommer 2015 sollen mindestens 100.000 Unterschriften in Europa gesammelt werden und diese den Schokoladenunternehmen schließlich in einer öffentlichen Aktion überreicht werden. Es finden eine Vielzahl unterschiedlicher Aktionen und Veranstaltungen statt, die – bei der Schokolade angefangen, die großen Ungerechtigkeiten thematisieren. ...
Viele weitere (europäische) Kampagnen laden zum Mitmachen ein, zum Beispiel: Make friut fair und Stop Mad Mining.
„Wo kämen wir hin, wenn jeder sagte wo kämen wir hin, und keiner ginge, um zu sehen, wohin wir kämen, wenn wir gingen“ (Kurt Marti)
Selbstverständlich bringt der Einsatz jeder kleinen Gruppen eine Wirkung und leistet einen Beitrag zu mehr Gerechtigkeit! Kleine Erfolge und Veränderungen motivieren andere Gruppen und werden zum Vorbild und Zeichen.
Kirchen, kirchliche Einrichtungen, aber auch öffentliche Einrichtungen, Schulen, Krankenhäuser etc. haben ein riesiges Beschaffungsvolumen. Veränderungen können da durchaus Macht auf den Markt ausüben. Dazu tragen viele kleine Schritte bei.
Und tatsächlich erfordert der ethische Konsum eine Auseinandersetzung mit dem Thema. Doch auch hier ist es eine Frage der Priorität. Die Hürde der inhaltlichen Auseinandersetzung kann kein Grund sein, nicht einen Stein ins Rollen zu bringen.
Kann es einer Institution/Kirchengemeinde/einem Pfarrgemeinderat egal sein, welche Produkte eingekauft werden bzw. sollte es das Ziel sein, immer möglichst günstig zu konsumieren? Vielmehr sollte es doch im Vordergrund stehen, mit dem Einkaufsverhalten dazu beizutragen, Menschen ein gerechtes Einkommen und menschenwürdige Arbeitsbedingungen zu ermöglichen und damit ihr Überleben zu sichern.
Konsumierende können einen Stein ins Rollen bringen. Entscheidungsträger/-innen in Institutionen und Politik können große Hebel in Gang setzen.
Ihr wisst nicht, wo ihr anfangen könnt? Hier gibt’s ein paar Tipps für den nächsten ersten Schritt:
Rubrik MITMACHEN und Online-Plattform BEST PRACTICE.